Er revolutionierte die Modefotografie und schnitt bereits Grace Jones auseinander. Neu brilliert der Franzose Jean-Paul Goude mit seiner Kampagne für Kenzo x H&M.
Es ist die Technik, die ihn berühmt gemacht hat, jetzt belebt sie Modefotograf und Grafikkünstler Jean-Paul Goude (75) wieder. Für die Werbekampagne der Designer-Kollaboration «H&M x Kenzo» zerschnitt er Fotos von Celebrities wie Model Iman (61) oder Chance the Rapper (23), zog deren Silhouetten in die Länge, streckte Arme, Hälse, Beine. Und sorgt damit schon vor dem Verkaufsstart der Kollektion (ab 3. November) für Aufmerksamkeit.
«Es ist eine einfache, um nicht zu sagen brutale Herangehensweise», sagt Goude über seine Kunstform, genannt Cut-up. Er wandte sie erstmals in den 1970er-Jahren bei Grace Jones (68) an. Mit der androgynen Sängerin war der Franzose liiert, hat mit ihr einen Sohn.
Für die Jamaikanerin kreierte er ein unvergessenes Stil-Universum, steckte sie nackt in einen Käfig oder liess sie 1985 in einem Werbeclip für Citroën Autos verschlingen. Die Beziehung mit Jones sei wie eine Runde Armdrücken gewesen, sagt der zierliche Mann heute.
Mit seinem Humor und seinem Hang zum Surrealen prägte der Sohn einer Tänzerin und eines Ingenieurs später die Ästhetik der 1990er-Jahre. Er versah Frauen mit stelzenhaften Schuhen oder schneeweissen Zahnprothesen und prägte damit einen neuen Begriff: die French Correction. Goude: «Für mich ist einfach nie jemand gross oder schlank genug.»
Ein Kontrast zur glatt retuschierten Hochglanzwelt
Seine Arbeiten sind seltener geworden, sorgen aber noch immer für Furore. Zuletzt brachte er mit seiner fotografischen Inszenierung von Kim Kardashians (36) nacktem Hintern fast das Internet zum Erlahmen. Über Goudes ikonische Werke staunten fast alle westlichen Konsumenten schon einmal.
Dass er nun für Kenzo arbeitet, passt perfekt. Das Label ist wie Goude eine Pariser Mode-Instanz, auch wenn dieses längst nicht mehr vom Exil-Japaner Kenzo Takada (77) geführt wird, sondern von einem US-Design-Duo.
Carol Lim (42) und Humberto Leon (41) setzen in ihrer Zusammenarbeit mit H&M auf die Markenzeichen des Kultlabels: Blumenmuster, Tigerprints in Neonfarben, Ethnostoffe, Kimonos und jede Menge aufgestickte Logos. Eine Kollektion, die einen in ihrer Buntheit fast erschlägt.
Erfrischend wirkt hingegen Goudes Kampagne. Seine Kollagen passen so gar nicht in die glatt retuschierte Hochglanzwelt der Modemagazine. Sie erinnern eher an lose aneinandergereihte Puzzleteile, die Betrachter automatisch zusammenzusetzen beginnen. Endlich hat unser modisches Auge wieder einmal etwas zu tun!
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