Robbie Williams über sein neues Album, Vaterfreuden und Frauen mit Eiern
Popstar Robbie Williams will es mit seinem neunten Studioalbum «Take The Crown» noch einmal wissen. Der 38-jährige Brite, der mit fünfzehn Mitglied der Boygroup Take That und mit zwanzig wieder rausgeschmissen wurde, machte ab 1997 eine beispiellose Solokarriere. Seit einigen Jahren wurde es jedoch ruhiger um den kontroversen Entertainer. Den Kampf gegen seine diversen Süchte scheint er nun aber gewonnen zu haben, seit zwei Jahren ist er mit der Schauspielerin Ayda Field verheiratet und seit einem Monat Vater. Seine Tochter heisst Theodora Rose, kurz Teddy.
Robbie Williams, ich hätte mir Sie nie als Vater vorstellen können.
Ich auch nicht. Bevor meine Tochter ankam, wusste ich nicht, ob ich ihre Windeln wechseln will. Oder ob ich überhaupt mit ihr zusammen sein und sie im Arm halten möchte. Jetzt kann ich mir nichts Schöneres mehr vorstellen. Alle Ängste sind verschwunden.
Sie haben angekündigt, mit ihrem neuen Album den Thron im Pop-Königreich zurückerobern zu wollen. Eine klare Ansage.
Bei meinen letzten drei Alben war ich nicht richtig bei der Sache. Jetzt bin ich in Topform und bereit, jeden zu bekämpfen, der sich mir in den Weg stellt.
Wer sind Ihre stärksten Konkurrenten?
Eigentlich alles Frauen: Lady Gaga, Beyoncé, Rihanna…
Was haben Sie, was die nicht haben?
Eier. Wobei, bei einigen von den Girls bin ich mir nicht so sicher.
Im Song «Be a Boy» singen Sie von der Magie, von der einige Leute glauben würden, sie hätte sie verlassen. Wie schaffen Sie es, immer noch so sicher zu sein, dass Sie es draufhaben?
Um ehrlich zu sein, hoffe ich es einfach. Genauso wie ich hoffe, stets einen Platz in den Herzen und Köpfen der Menschen zu haben. In möglichst vielen Herzen und Köpfen.
Macht Sie diese Unsicherheit nervös?
Panisch wäre das bessere Wort. Aber ich setze trotzdem alles auf eine Karte. Ich will ein grosses Album, eine grosse Tour und nette Weihnachten für Daddy.
Auf «Losers», dem einzigen Coversong Ihres neuen Albums, singen Sie hingegen davon, dass es Ihnen egal sei, zu gewinnen. Das ist ziemlich das Gegenteil von allem, was Sie gesagt haben.
Stimmt. Ich nehme an, es ist das, was ich eigentlich gerne sagen würde. Aber noch gelingt es mir nicht. Ich glaube, es ist ein Song über jemanden, der zufrieden ist mit sich selbst. Und das ist etwas, was ich anstrebe.
Ihre Wiedervereinigung mit Take That war 2010 ein Riesenerfolg. Was haben Sie sonst noch so gemacht die letzten Jahre?
Ich habe viel gemalt. Abstrakte Porträts. Und Golf gespielt. Mein Handicap liegt jetzt ungefähr bei 10. Und Fernsehen geschaut: «Real Housewives of New York», «Real Housewives of Orange County» und so weiter. Ich liebe Reality-TV!
Offensichtlich haben Sie in letzter Zeit auch Bodybuilding gemacht, wie Oben-ohne-Fotos zeigen, die Sie auf Twitter gestellt haben. Sie sehen darauf aus wie ein schwuler Pornostar.
Schwuler Pornostar … warum nicht? Die sind ja meistens ziemlich gut in Form. Ich nehme es als Kompliment. Allerdings habe ich wieder aufgehört, mit Gewichten zu trainieren, weil ich nicht mehr in meine Kleider gepasst habe. Meine Arme waren zu breit.
Gibt es eigentlich etwas, was Sie nicht exzessiv betreiben?
Mässigung. Das war noch nie mein Ding.
Sie hatten mit Alkohol, Kokain, Medikamenten, Fettsucht und Depressionen zu kämpfen. Haben Sie manchmal Angst, dass Ihre Tochter dasselbe durchmachen wird?
Wir haben im Leben alle unsere Probleme und Sorgen. Ihre werden hoffentlich anders sein als meine.
Wie wollen Sie das beeinflussen?
Ich gebe alles daran, dass sie sich geliebt und sicher fühlt. Das ist der beste Dienst, den ich ihr erweisen kann. Bei meiner Vorgeschichte werde ich sicher ein sehr liberaler Vater sein. Meine Tochter wird nicht so schnell Ärger kriegen wie andere Kinder.
Sie sind vor sechs Jahren in die USA gezogen. Wie lange haben Sie vor, dort zu bleiben?
Meine Frau und ich überlegen uns, nach England zurückzukehren, damit Teddy dort zur Schule gehen kann.
Was spricht gegen die Schulen an ihrem Wohnort Los Angeles?
Hollywood-Kids kommen mir sehr abgestumpft und roboterhaft vor. Sie scheinen nicht in der Lage, selbstständig zu denken. Das will ich nicht für meine Tochter. Sie soll europäische Sensibilitäten haben.
Vor zwei Jahren haben Sie behauptet, UFOs gesehen zu haben. Hatten Sie seither nochmals Besuch von Ausserirdischen?
Seitdem ich geheiratet habe, nicht mehr. Obwohl . . . einmal habe ich noch ein UFO gesehen.
Denken Sie, es ist das letzte Mal gewesen?
Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht, was ich gesehen habe. Es bleibt undefiniert.
Hits aus dem Mixer
Robbie Williams neues Album «Take The Crown» (Universal, ab Freitag im Handel) hört sich an, als hätte man all seine grossen Hits in einen Mixer geworfen und kräftig geschüttelt. Die Single «Candy» ist funky, der Gitarren-Track «Shit on the Radio» rockig, Balladen wie «Different» sind schmachtend, Hymnen wie «All That I Want» treibend und pompös. Ein abwechslungsreiches Pop-Album, dem etwas mehr Kanten gutgetan hätten.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.