Journalist

«Ich schlafe immer nackt»

In «Friday» on 2. Juli 2010 at 11:29

friday_buehlmannMister Schweiz Jan Bühlmann, 22, raubt dem halben Land den Verstand. Klar, geht es im Interview vor allem um das Eine.

Jan, wie gings dir nach dem Shooting im Freibad?
Ich war ziemlich erkältet. Es war kalt an dem Tag – vor allem im Wasser. Aber ich habe nicht bereut, dass ich es gemacht habe.

Wie war das, halbnackt vor einer fünfköpfigen Crew zu posieren?
Als ich den Kleiderständer mit den pinkfarbenen Speedos sah, dachte ich: «Läck, das sind ja Frauenhösli!» Ich zog sie an und fühlte mich trotzdem nackt. Doch der Fotograf hat mir versichert, dass ich darin gut aussehe.

Walter Pfeiffer muss es wissen, er fotografiert sonst Supermodels für die «Vogue».
Genau. Er ist zudem ein fresher Typ und völlig unkompliziert. Eine, sagen wir mal, schillernde Persönlichkeit mit einer weiblichen Seite. Wir haben am Set sehr viel gelacht.

Was hat dir am besten gefallen?
Es war für mich völlig neu, dass ich improvisieren durfte. Ich schnappte mir zum Beispiel einen Besen, der herumstand, und posierte damit. Bis jetzt hat man mir an Shootings immer ganz genau gesagt, was ich machen muss. Walter war ausserdem superschnell. Fürs Cover-Bild hat er nur dreimal abgedrückt.

Was fandest du doof?
Das Motiv mit den roten Sonnenschirmen war etwas strub. Walter wollte, dass ich meinen Oberschenkel zeige. Er sagte, ich habe schöne Beine, was ich eben gar nicht finde.

Nicht?
Sie sind irgendwie zu lang und passen nicht zum Rest des Körpers. Mit 16 hat mich das sehr gestresst, ich habe deshalb immer Baggy-Pants angezogen.

Und wenn du dir jetzt die Bilder ansiehst?
Muss ich zugeben, dass meine Beine gar nicht so schlecht aussehen.

Und sonst?
Ich bin begeistert. Vor allem die Farben mag ich sehr. Walter hat ein extrem gutes Gespür dafür. Und obwohl viele Bilder spontan entstanden sind, wirkt das Endprodukt alles andere als improvisiert.

Seitdem du Mister Schweiz bist, wirst du ständig fotografiert. Wie ist das für dich?
Am Anfang dachte ich, ich müsste eine Rolle spielen. Man hat mir deshalb bald einmal gesagt, dass ich arrogant wirke und mehr mich selbst sein muss.

Ganz schön hart.
Es hat mich sehr verunsichert. Ich habe dann Fernsehinterviews mit mir geschaut und festgestellt, dass ich mich hinter einer zu starken Mimik zu verstecken versuche. Inzwischen bin ich viel lockerer geworden.

Welche Dinge, die du gern machst, gehen nicht mehr als Mister Schweiz?
So einiges (lacht). Bin ich jetzt rot geworden? Nein, ernsthaft: Ich habe mit meinen Kumpels viel Scheiss gemacht. Dinge, die ich jetzt nicht mehr bringen könnte.

Zum Beispiel?
Also gut: Am Jodlerfest in Luzern haben wir uns ausgezogen, sind splitternackt über die Seebrücke gerannt und ins Wasser gesprungen. Die Brücke war voller Menschen, uns wars egal.

Wo bist du sonst noch nackt anzutreffen?
Im Bett. Ich schlafe immer nackt. Im Winter einfach mit zwei Decken.

Es war also kein Problem für dich, als Sexgott zu posieren?
Nacktheit ist für mich kein Tabu, man sollte locker damit umgehen. Aber ich sehe mich nicht als Sexgott.

Komm schon, Frauen in der ganzen Schweiz sind verliebt in dich.
Als ich kürzlich mit dem Zug nach Locarno fuhr, lief ich am Bahnhof an einem Waggon vorbei, in dem eine Mädchenklasse sass. Die haben alle geschrien wie am Spiess, als sie mich sahen. Ich konnte gar nicht glauben, dass die das wirklich ernst meinen.

Hast du jetzt mehr Sex als früher?
Nein, denn ich hure nicht rum. Ich bin voll der Beziehungstyp. Eine Miss-Schweiz-Kandidatin hat ja gesagt, zum Sex brauche es keine Liebe. Da bin ich anderer Meinung.

Wie lange wartest du, bis du mit einer Frau ins Bett gehst?
Bis ich sie richtig kennengelernt habe. Ich hab auch schon One-Night-Stands gehabt, fands aber nicht gut.

Würdest du jemandem einen Seitensprung verzeihen?
Ja. Jeder Mensch hat Triebe, es kann passieren, zum Beispiel wenn man betrunken ist. Deshalb eine super funktionierende Beziehung aufzugeben, finde ich leichtsinnig. Klar ist es schwierig, das Vertrauen wieder aufzubauen. Aber es ist möglich.

Klingt so, als wäre dir das schon passiert.
Ist es. Eine Ex-Freundin von mir ist fremdgegangen.

Du auch schon mal?
Ich habe noch nie jemanden betrogen. Ich könnte es tun, danach würde es mich aber zerreissen und ich müsste Schluss machen, weil ich mich zu schlecht fühlen würde. Das weiss ich einfach.

Was ist für dich guter Sex?
Er muss leidenschaftlich sein. Aber bitte nicht gespielt, man darf den Humor nicht verlieren.

Wie viel darf man beim Sex reden?
Nicht zu viel. Aber auch nicht einfach nur wortlos rumturnen.

Machen dich Pornosprüche an?
Eher weniger. Meine Sex-Partnerin kann es versuchen, läuft aber Gefahr, dass ich lachen muss. Ist auch schon passiert.

Was turnt dich ab?
Wenn jemand passiv ist und nur daliegt. Toter-Frosch-Style.

Wirst du von deinen Freunden hochgenommen, weil du Mister Schweiz bist?
Aber sicher. Sie sagen ständig «Misteeeer Schweeeiz» zu mir.

Wie gross ist dein Freundeskreis?
Ich habe drei Freundeskreise: der von der Kanti, der von meinem Heimatdorf Buchrain und der von der Musical-Gruppe, bei der ich seit zehn Jahren dabei bin. Die kennen sich alle ein bisschen und verstehen einander überhaupt nicht. Nur ich komme mit allen gut aus.

Was sagen deine Dorf- und Kanti-Kumpels dazu, dass du in Musicals mitspielst?
Die meisten interessieren sich überhaupt nicht für dieses Thema. Ein guter Kollege von mir, ein Italiener, macht manchmal Sprüche. Musicals seien schwul und langweilig. Er ist mal in eine Vorstellung von mir gekommen und während der Pause wieder gegangen, weil er es so schrecklich fand.

Woran liegt das?
Es ist einfach nicht jedem sein Ding. Viele Jugendliche sind intolerant, wenn es um Musik geht. Die hören zum Beispiel nur Hip-Hop, gehen nur an Hip-Hop-Partys und finden alles andere doof.

Weshalb gefallen dir Musicals?
Weil es eine freudige Welt ist, durch die ich Gefühle ausdrücken kann. Es gibt ja Musicals und Musicals – mir gefallen auch nicht alle. Aber ich stehe total auf Broadway.

Du machst auch Kampfsport. In welchen Situationen wendest du dein Können an?
Ich gehe nie auf Provokationen ein, aber wenn ich eine kassiere, ist fertig. Dann schlage ich zurück. So wurde ich erzogen: samurai-mässig, Ehre ist in unserer Familie wichtig. Und Opfer zu sein ist nicht geil. Ich habe mit 13 mal eine abgedrückt bkommen und mich nicht gewehrt. Das bereue ich noch heute.

Nach deinem Amtsjahr wirst du dein ganzes Leben lang ein Ex-Mister sein. Stresst dich das?
Nein, denn ich will nach meinem Jahr als Mister Schweiz eh ins Ausland, um Theaterschauspiel zu lernen.

Wie veränderst du dich im Moment?
Ich bin nicht mehr so gelassen wie früher, als mich gar nichts aus der Ruhe brachte.

Warum?
Die Dinge, die ich jetzt sage, werden öffentlich wahrgenommen. Jemand überlegt sich etwas dazu und kritisiert mich womöglich. Logisch nehme ich das nicht auf die leichte Schulter.

Was machst du, wenn dir alles zu viel wird?
Ich gehe skaten.

PDF Download

%d Bloggern gefällt das: